Es gibt verschiedene Formen der landwirtschaftlichen Direktvermarktung: Ab-Hof-Verkauf mit Hofladen, Wochenmarkt, Abo-Kisten, Verkaufsautomaten, Zusammenarbeit zwischen Bauernhöfen, Solidarische Landwirtschaft, Onlinebestellung mit Postversand oder Lieferung an Haushalte, Dorfläden und Gastronomie.
Die Direktvermarktung erlebte in den letzten Jahren einen Boom. Während im Jahr 2010 noch 12 Prozent aller Betriebe auf Direktvermarktung setzten, waren es 2020 bereits 26 Prozent. Im Biomarkt Schweiz hielt 2020 die Direktvermarktung einen Marktanteil von 5,7 Prozent. Vom Gesamtertrag der Schweizer Landwirtschaft wurde 2020 etwa 7 Prozent durch Direktvermarktung erzielt.
In der Regel betreiben die Bauernhöfe Direktvermarktung als Ergänzung zu anderen Vertriebskanälen. Gerade für kleinere Betriebe kann es interessant sein, die Wertschöpfung im Betrieb zu erhöhen und damit höhere Gewinne zu erzielen als beim Verkauf an den Handel. Hofeigene Verarbeitung, Produkte aus dem Hofgarten oder aus eigenem Handwerk erweitern das Sortiment. Über die Hälfte der Bauernfamilien mit Direktvermarktung verarbeiten ihre Rohstoffe auf dem Betrieb. Der Zeit- und Kostenaufwand in der Direktvermarktung ist hoch.
Konsum
Die Regionalität eines Produktes gewinnt bei Konsumentinnen und Konsumenten zunehmend an Gewicht. So hat eine Studie im Jahr 2016 ergeben, dass rund 70% der Befragten regionale Produkte anderen Schweizerprodukten mit unbekannter Herkunft vorziehen. Einkaufen direkt bei Bauer und Bäuerin deckt Bedürfnisse nach Herkunft, Frische und Regionalität. Sehr geschätzt sind lokale Spezialitäten. Zunehmend werden professionelle Vermarktungsplattformen aufgebaut und kontaktlose Zahlungsmethoden genutzt.
Produkte in der Direktvermarktung sind unabhängiger von Qualitätsnormen und schwankenden Marktpreisen. Bei einigen Formen der Direktvermarktung sind Preise und Abnahmegarantien im Voraus bestimmt. Die Kombination mit Abos, Mitarbeit oder Anlässen auf dem Hof stärkt die Kundenbindung. Dabei spielen der direkte Kontakt und das Vertrauen eine wichtige Rolle.
Klima
Saisonal im Freiland angebaute Früchte und Gemüse, wie sie in der Regel in der Direktvermarktung angeboten werden, schneiden in der Klimabilanz deutlich besser ab, als nicht saisonale Produkte aus Import oder aus fossil beheizten Gewächshäusern (6). Frische und wenig verarbeitete Produkte direkt vom Bauernhof belasten das Klima weniger als hochverarbeitete Produkte wie z.B. Convenience-Food.
Durch Direktvermarktung entfallen Transporte zu Verarbeitungsindustrie und Lebensmittelhandel. Dafür entsteht mehr Individualverkehr von Endkonsumenten zum Bauernhof, mehr Postversand oder Transporte durch Lieferdienst. Die Wege der Kundinnen und Kunden können ausschlaggebender sein als die Transportwege der Produkte. Es fehlen umfassende Studien, ob die Umweltbilanz der Direktvermarktung besser sei. Da kleine Einkaufskörbe viele Fahrten notwendig machen, sind Kooperationen zwischen Bauernfamilien sowie verbrauchernahe Verkaufsstellen ökologisch sinnvoll.
Bei Importprodukten ist der Transportweg je nach Art des Transportes mehr oder weniger Klima belastend. Am schädlichsten ist der Transport mit dem Flugzeug. Hingegen fallen Schiffs- und LKW-Transporte mit grossen Transportkapazitäten weniger ins Gewicht. Dies ist der Grund, wieso Flugtransporte von Rohstoffen, Halbfabrikaten und Fertigprodukten beim Bio Suisse Label verboten sind.
Durch den Einkauf von einheimischen und saisonalen Produkten direkt bei der Bauernfamilie können zwei besonders umweltschädliche Faktoren ausgeschlossen werden: Flugtransporte und fossil geheizte Gewächshäuser.
Zielkonflikte und Handlungsoptionen
Damit ein Hofladen oder Direktvermarktungsangebot attraktiv ist, braucht es eine breite Produktepalette. Das ist durch Kooperationen verschiedener Produzenten oder eine hohe Produktevielfalt im eigenen Betrieb zu erreichen. Beides ist aufwändig. Nicht bei allen Angeboten der Direktvermarktung begegnen sich Produzenten und Konsumentinnen. Produzenten-Konsumenten-Beziehungen stärken die Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln und erhöhen die Kenntnisse zur Saisonalität. Direktvermarktung kann die Lebensmittelverschwendung verringern.
Ein gutes Beispiel ist der Einkauf nach dem Gemeinschaftsprinzip wie Lokale Food-Kooperativen oder Crowd-Ordering. Weniger Food Waste, idealerweise weniger Verpackungsmaterial und kürzere Wege sind gut für die Umwelt. Direktvermarktung unterstützt eine vielfältige und faire Landwirtschaft.
Diskussion
Für mich ist es wichtig, die Produzenten meiner Nahrung zu kennen.
Fragen
Ist der Einkauf direkt bei der Bauernfamilie generell besser für das Klima, als der Einkauf beim Detailhändler?
Welche Angebote von Direktvermarktung gibt es in unserer Nähe?
Wie gut könnte ich den Wocheneinkauf auf dem Markt abdecken?
Welche lokalen Spezialitäten werden von Bauernhöfen angeboten?
Direktvermarktung Landwirtschaftliche Direktvermarktung bezeichnet den direkten Verkauf von landwirtschaftlichen Produkten von der Bauernfamilie an die Konsumenten.
Wertschöpfung Durch Wertschöpfung werden landwirtschaftliche Rohstoffe in Güter mit höherem Wert gewandelt. Ein landwirtschaftlicher Betrieb erhöht die Wertschöpfung beispielsweise, indem er landwirtschaftliche Rohstoffe weiterverarbeitet und durch deren Verkauf höheren Gewinn erzielt.
Download
Die Quellenangaben und das Impressum finden Sie im Factsheet.