Grünland prägt die Landschaft auf knapp 20 Prozent der gesamten Schweizer Landesfläche und liefert Grundfutter für Raufutterverzehrer wie Rinder, Schafe und Pferde. Hinzu kommen 11 Prozent Sömmerungsflächen in den Alpen. Der Anteil Grünland an der landwirtschaftlich genutzten Fläche betrug 2020 rund 70 Prozent. In der Schweiz ist Grünland durch die landwirtschaftliche Nutzung entstanden. Dabei wird unterschieden in Dauergrünland und sogenannte Kunstwiesen.
Das oft artenreiche Dauergrünland bleibt teils über Jahrzehnte bestehen. In der Hügelzone und im Berggebiet ist der Anteil Dauergrünland besonders hoch, da die klimatischen und topografischen Verhältnisse den Ackerbau limitieren. Ein Element zur Biodiversitätsförderung sind die Ökowiesen. Sie sind weniger oder nicht gedüngt und ihr Schnittregime ist vorgeschrieben. Ausserdem bleiben sie mindestens 8 Jahre ohne Unterbruch am gleichen Standort. In der Praxis werden die meisten Ökowiesen über Jahrzehnte als Ökowiese bewirtschaftet.
Kunstwiesen befinden sich auf ackerfähigen Böden. Sie entstehen durch Ansaat einer ertragreichen Klee-/Grasmischung für die intensive Schnitt- oder Weidenutzung. Sie gelten als Gesundungskultur in der Fruchtfolge und werden meist nach zwei bis 5 Jahren für den Anbau einer Ackerkultur umgebrochen. Kleegraswiesen sind unabdingbar für die Regeneration des Bodens.
Grünland wird als Wiese oder Weide oder als deren Mischform genutzt. Auf Weiden grasen Tiere im Frühling, Sommer und Herbst. Wiesen werden gemäht. Deren Schnittgut wird frisch verfüttert oder für die Winterfütterung zu Heu und Silage konserviert. Raufutterverzehrer veredeln Grünland in die hochwertigen Nahrungsmittel Fleisch und Milch. Mist und Gülle aus der Tierhaltung dienen als Dünger von Grünland oder Ackerflächen.
Grünland, speziell Kunstwiese besteht in der Regel nicht nur aus reinen Grasbeständen, sondern aus verschiedenen Gräsern, Kleearten und Kräutern. Diese Artenzusammensetzung steigert den Futterwert und den Ertrag. Klee hat als Leguminose die Eigenschaft, Stickstoff aus der Luft für Pflanzen verfügbar im Boden zu binden. Kleegraswiesen benötigen daher keine bzw. deutlich weniger intensive Stickstoffdüngung als reine Grasbestände, daher sind Klee-Gras-Kräuterwiesen ökologisch und nachhaltig sowohl im ÖLN- wie Bioanbau. Zudem enthalten Leguminosen mehr Rohprotein als Gräser. Dies ermöglicht eine ausgewogene Ernährung der raufutterverzehrenden Tierarten. Auch Schweine fressen Futter vom Grünland. Studien zeigen, dass die Verfütterung von Raufutter an Schweine Magengeschwüren vorbeugt und die Tiere beschäftigt. Deshalb ist die Fütterung von Raufutter an Schweine für die nach Bio Suisse Richtlinien produzierende Knospe-Produzenten vorgeschrieben.
Konsum
Der Mensch kann Grünland nicht direkt für die Ernährung brauchen. Mit der Tierhaltung – insbesondere von Wiederkäuern wie Rindvieh, Schafen und Ziegen – ist jedoch eine aus ökologischer und agronomischer Sicht sinnvolle Nutzung möglich. Aufgrund des hohen Anteils an Flächen, die sich vor allem für Grünland eignen, versorgte sich die Bevölkerung in der Schweiz seit Jahrhunderten mit Produkten aus diesen Tierkategorien.
Die Entwicklung der Viehbestände ist leicht rückläufig. Der Inlandanteil betrug 2021 bei Rindfleisch 80 Prozent. Die Schweiz ist Weltmeister mit der tierischen Milch- und Fleischproduktion aus dem Grundfutter. So liegt die Grundfuttermilchmenge bei rund 6500 Kilogramm Milch. Bis zu dieser Jahresmilchleistung kann unter optimalen futterbaulichen Bedingungen auf Kraftfutter wie Körnermais oder Soja verzichtet werden.
Der hohe Wert des Grünlands als Futtergrundlage ist der Bevölkerung zu wenig klar. Das zeigt sich beispielsweise am Abfall oder Hundekot in Wiesen. Aludosen, PET und Glas töten weidende Tiere oder fügen ihnen grosse Qualen zu.
Klima
Grünland gilt als wichtiges Ökosystem für die Speicherung von Kohlenstoff. Denn Pflanzen speichern durch die Photosynthese während des Wachstums CO2 aus der Luft in der oberirdischen Blattmasse und den Wurzeln. In verschiedenen Prozessen wird der Kohlenstoff schliesslich im Humus des Bodens gebunden. Beim Umbruch von Kleegraswiesen in Ackerflächen, wird allerdings im Boden festgesetzter Kohlenstoff mineralisiert und in die Atmosphäre freigesetzt. Ackerflächen emittieren zudem Lachgas und auf nassen Standorten, wie beim Nassreisanbau, Methan.
In gewissen Fruchtfolgekulturen wie Körnermais oder Wintergetreide ohne Strohbergung oder Raps kann jedoch ebenfalls viel organische Substanz gebildet werden. Die Zufuhr von organischer Substanz wird begünstigt durch Ernterückstände, Zwischenkulturen sowie die ausgebrachten organischen Dünger wie Festmist. Im Gegensatz zu Kunstdünger reichert organischer Dünger Kohlenstoff im Boden an.
Problematisch für die Erhaltung einer günstigen Bodenstruktur ist das Befahren des Bodens mit (zu) schweren Erntemaschinen. Im Biolandbau werden Kunstwiesen teilweise sehr wenig gedüngt, unter anderem, um die Stickstoffnachlieferung aus den Kleearten zu erhalten. Diese Praxis schwächt die Kunstwiese und somit die Humusbilanz. Grünland punktet gegenüber Ackerland durch verbesserte Wasserspeicherfähigkeit des Bodens, geringer Erosion und im Idealfall hoher Biodiversität. Die landwirtschaftliche Nutzung durch weidende Tiere, Grasschnitt und Düngung beeinflusst Wachstum, Erneuerung und Artenzusammensetzung des Grünlands.
Der Humus im Boden ist der grösste terrestrische Kohlenstoff-Speicher. In Dauergrünland oder Grasland sind die langfristig stabilen Humusvorräte risikoarm gespeichert und sorgen für verlässlichen Klimaschutz. In einer Studie konnte gezeigt werden, dass älteres Grünland deutlich mehr CO2 speichert als jüngeres.
Der enormen Bedeutung von Grünland in der Speicherung von Kohlenstoff gegenüber stehen die Methanemissionen von Wiederkäuern. Allerdings ist zu beachten, dass Methan in der Atmosphäre in CO2 und Wasser umgewandelt wird. Das CO2 wird wieder von den Pflanzen in der Photosynthese aufgenommen. Dieser biogene C-Kreislauf wird oft wenig differenziert mit der Emission von fossilem Methan in Erdgas gleichgesetzt.
Zielkonflikte und Handlungsoptionen
Biodiversität ist wichtig für die Regulation des Klimas. Im Grünland kann die Biodiversität von Pflanzen und Tieren sehr hoch sein. Die Artenvielfalt von Flora und Fauna ist bei extensiven Nutzungsformen höher. Biodiversität wird unter anderem erhalten durch späten oder gestaffelten Schnittzeitpunkt, langsamere Erntemaschinen (keine Mähaufbereiter) zur Schonung von Insekten oder geringen Düngemengen. Extensives Management geht allerdings auf Kosten der Erträge und der Nährwerte des Futters. Tieren mit hoher Leistung reicht extensives Grasland für die Ernährung nicht. Sie brauchen intensivere Kleegraswiesen und Dauergrünland, die hohe Futtererträge und Gehalte sowie Stickstoff für nachfolgende Ackerkulturen liefern.
Schweine und Geflügel können aufgrund ihrer Verdauung nur geringe Mengen Gras verdauen. Beide Tierkategorien benötigen hohe Mengen an Getreide und Proteinpflanzen, deren Produktion oft klimaschädlich ist und in Konkurrenz zur menschlichen Ernährung steht. Bei Wiederkäuern ist es umgekehrt. Sie fressen zwar hauptsächlich Futter aus klimafreundlicher Entstehung, aber stehen wegen dem bei der Verdauung entstehenden Methan in der Kritik. Hasen und vor allem Pferde und Esel können strukturiertes Wiesenfutter ebenfalls gut verdauen, obwohl sie keine Wiederkäuer sind.
Eine dem Betriebsstandort angepasste Futterbaustrategie ist für die Milch- und Fleischproduktion wichtig. Um wenig externe Ressourcen wie Kraftfutter aus Getreide, Mais und Soja anzubauen oder zu importieren, müssen bereits aus dem Grundfutter hohe Mengen und gute Qualität von Milch- oder Fleisch erzeugt werden. Die Differenz bis zur optimalen Leistung wird mit Kraftfutter ergänzt. Was für den Biolandbau obligatorisch ist, wird zunehmend auf ÖLN Betrieben umgesetzt, die ebenfalls auf graslandbasierte Produktion setzen. Damit wird der Kraftfutteranteil entscheidend gesenkt, im Knospe-Anbau auf maximal fünf Prozent für Wiederkäuer. Zudem muss für diese Tierkategorie sämtliches Futter aus Schweizer Knospe-Anbau stammen.
Der Konsum von Lebensmitteln tierischen Ursprungs sollte generell reduziert werden. Bewusster Fleischkonsum eröffnet Handlungsoptionen für eine artgerechtere und klimafreundlichere Landwirtschaft. Für den klimabewussten Nahrungsmittelkonsum gilt die Grundregel, das zu essen, was das eigene Land saisonal mit geringem Ressourceneinsatz hervorbringt. Konkret bedeutet dies für das Grasland Schweiz: Milchprodukte und Fleisch von Wiederkäuern gehören auf den Speisezettel.
Diskussion
Grünland bildet eine wichtige Futtergrundlage für Raufutterverzehrer.
Fragen
Welche Tiere können sich von Gras ernähren?
Wieso wird die Schweiz als Grasland bezeichnet und was bedeutet dies für die Landwirtschaft?
Wieso ist es in der Schweiz sinnvoll, Wiederkäuer zu halten?
Wieso ist der Boden unter Grünland besonders fruchtbar?
Wie würde sich die Kulturlandschaft bei einer veganen Ernährung der Bevölkerung verändern?
Welcher Zielkonflikt besteht zwischen Biodiversität und Futterbauintensität?
Grasland Grasland ist natürliches Grünland. Es kommt in Regionen vor mit weniger als 400 mm Jahresniederschlag und entwickelt sich deshalb nie zu Busch- oder Waldland. Beispiele: Prärien Nordamerikas, Eurasische Steppe, Graslandschaften Australiens, Trockensavannen. In der Schweiz werden Grünland und Alpweiden als Grasland bezeichnet. Die Schweiz selbst wird gern auch als Grasland bezeichnet, weil Flächen mit Grasbewuchs vorherrschen. Diese Flächen sind durch die landwirtschaftliche Nutzung entstanden. Wenn man diese Flächen über Jahrzehnte der Natur überliesse, würden die meisten davon zu Wald.
Grünland/Grünflächen Landwirtschaftlich genutzte Flächen, auf denen Gräser und krautige Pflanzen wachsen, nennt man Grünland. Grünland wird entweder beweidet (Weide) oder gemäht (Wiesen). Es gibt auch Mischformen (z.B. Mähweide). In der Schweiz werden Dauerwiesen und -weiden sowie Kunstwiesen dem Grünland zugerechnet.
Dauergrünland In der Schweiz werden Dauerwiesen und -weiden dem Dauergrünland zugerechnet. Diese Flächen müssen mindestens sechs Jahre bestehen bleiben.
Kunstwiese Kunstwiesen sind als Wiesen angesäte Flächen. Sie bestehen aus Mischungen verschiedener Arten und Sorten von Klee und Gras. Man nennt sie auch Kleegraswiesen. Sie werden auf Ackerflächen angebaut und bestehen innerhalb der Fruchtfolge während mindestens einer Vegetationsperiode.
Wiese Wiesen werden mehrmals im Jahr gemäht und gedüngt und dienen der Produktion von Heu und Silage.
Weide Ihr Aufwuchs wird abgeweidet.
Fruchtfolgeflächen Fruchtfolgeflächen sind die besten Ackerböden. Um eine ausreichende Versorgungsbasis des Landes mit Lebens- und Futtermitteln zu erhalten, gelten in der Schweiz Schutzbestimmungen. Zur Erhaltung von Bodenfurchtbarkeit werden in zeitlicher Abfolge Nutzpflanzenarten im Ablauf der Vegetationsperiode und Jahre angebaut.
Alpweiden Gras fressende Tiere werden im Sommer auf Alpweiden – auch Sömmerungsweiden – gebracht. Die Betriebsfläche wird so vergrössert und Futter im Tal für den Winter konserviert. Die Weiden unterhalb der Waldgrenze werden durch die Nutzung offengehalten.
Leguminosen, Hülsenfrüchtler Leguminosen (Fabaceae, Papilonaceae) sind eine artenreiche Pflanzenfamilie. Sie gehen in ihren Wurzelknöllchen eine Symbiose mit Bakterien ein, welche Stickstoff fixieren können. Weil Leguminosen so den Stickstoff aus der Luft gewinnen, gedeihen sie auf stickstoffarmen Böden gut und reichern sogar den Boden mit Stickstoff an, wovon andere Pflanzen zehren.
Kunstdünger Kunstdünger sind mineralische Stickstoffdünger, die mit energieaufwändigen chemischen und industriellen Verfahren hergestellt werden.
Treibhausgas Treibhausgase verstärken den Treibhauseffekt der Atmosphäre und die Erderwärmung. Die bekanntesten sind Kohlenstoffdioxyd (CO2), Methan (CH4) und Lachgas (N2O). Um die Klimawirksamkeit der Treibhausgase miteinander zu vergleichen, werden sie in CO2-Equivalenten (CO2e) umgerechnet.
Erosion Bei der Erosion wird loses Gestein, aber auch Ackerboden durch Wasser, Wind, Sonne oder Eis abgetragen. Die landwirtschaftliche Nutzung kann die Wirkung von Wind oder Wasser verstärken oder mit entsprechenden Massnahmen (Hecken, Bodenbedeckung) reduzieren.
Humus Humus ist die gesamte abgestorbene und lebende organische Substanz in den obersten Schichten des Bodens. Er besteht aus Pflanzenresten und ihren Umsetzungsprodukten sowie aus Resten, Ausscheidungen und Umwandlungsprodukten von Bodentieren und Mikroorganismen. Weil Humus zu rund 60 Prozent aus Kohlenstoff besteht und diesen im Boden bindet, ist er stark klimarelevant.
Download
Die Quellenangaben und das Impressum finden Sie im Factsheet.